Und die Preisträgerinnen sind…: Die festliche Verleihung des Hatun-Sürücü-Preises 2016

Letzten Freitag war es wieder soweit: der Hatun-Sürücü-Preis der Fraktion Bündnis 90/die Grünen, der von Anja Kofbinger und mir ins Leben gerufen wurde, wurde zum vierten Mal an drei herausragende Berliner Projekte vergeben, die sich für das Recht von Mädchen und junge Frauen auf ein selbstbestimmtes Leben einsetzen. Mit dem mit insgesamt 1000€ dotierten Preis rücken wir die Menschen in den Vordergrund, die sich oft im Stillen, aber mit Tatkraft und viel Herz für die Selbstbestimmung von Mädchen und jungen Frauen engagieren.

Hatun Sürücü – eine mutige und starke Frau

Hatun Sürücü wurde Opfer eines sogenannten Ehrenmordes, weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Doch Hatun ist für uns nicht nur das Opfer einer Gewalttat: Sie war eine starke Frau, die sich aus einer Zwangsehe befreite, als Alleinerziehende die Verantwortung für ihren Sohn übernahm und selbstbewusst einen "Männerberuf" ergriff. Um das Vorbild ihres Mutes zu ehren, rief wir den Preis ins Leben, mit dem Personen und Projekte ausgezeichnet werden, die sich für die Selbstbestimmung junger Frauen und Mädchen einsetzen.

Die diesjährigen Preisträgerinnen

Dieses Jahr fiel es den Jurorinnen Barbara John, Meral Al-Mer und Sharon Adler besonders schwer, sich zwischen den vielen großartigen Projekten aus vielfältigen Bereichen zu entscheiden. Die Preise erhielten diesmal:

1. Preis: Mama Afrika:
Der Verein trägt seit 2000 durch Aufklärungsarbeit in Deutschland und Guinea dazu bei, dass der weiblichen Genitalverstümmelung in afrikanischen Ländern ein Ende gesetzt wird. Im Fokus stehen dabei Ärzt*innen, Hebammen sowie Mütter und Großmütter. Sie werden durch Bildungs- und Aufklärungsprojekte über die schwerwiegenden physischen und psychischen Folgen der Beschneidung von Mädchen aufgeklärt. In Deutschland fungiert der Verein als Aufklärungszentrum für das Thema der Genitalverstümmelung, in Afrika werden vor allem Bildungseinrichtungen unterstützt, Infoabende organisiert und „Beschneiderinnen“ zu beruflichen Alternativen beraten.
Das Preisgeld in Höhe von 500€ wurde von Ilona Paschke, Geschäftsführerin der ATR GmbH gestiftet.

2. Preis: Interkultureller Mädchentreff
Der Interkulturelle Mädchentreff ist eine Einrichtung für Mädchen und Frauen in einem sozial stark benachteiligten Kiez in Reinickendorf. Er arbeitet seit 1996 mit dem Ziel, die Bildungschancen von Mädchen und Frauen zu erhöhen und deren persönliche Entwicklung und Selbständigkeit in allen Lebensbereichen zu fördern. Bildungs-, Freizeit- und Beratungsangebote sind kostenlos und werden an mindestens fünf Tagen in der Woche angeboten. Dabei werden die Angebote stets den jeweiligen Bedarfen und Wünschen der Mädchen und Frauen angepasst. Auch Mädchen, die in einer der vier nahegelegenen Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete wohnen, werden in die Aktivitäten einbezogen.
Das Preisgeld in Höhe von 300€ wurde von Katja von der Bey, Geschäftsführerin der Weiberwirtschaft gestiftet.

3. Preis: das Afghanische Kommunikations- und Kulturzentrum
Der Verein wurde 1987 gegründet und unterstützt in Berlin sowie Brandenburg lebende Afghan*innen. Die Schwerpunkte des Vereins, der durch ehrenamtliche Mitarbeit und Spenden getragen wird, liegen in der Integrations-, Menschenrechts-, Kultur- und Flüchtlingsarbeit. Für geflüchtete Kinder und Jugendliche bietet das Zentrum kulturelle Bildungsangebote, um sich mit ihrer Situation auseinanderzusetzen, Selbstvertrauen aufzubauen und emotionalen Halt zu erlangen. Vor allem für Frauen und Mädchen ist der Verein so ein Ort des Vertrauens geworden.
Das Preisgeld in Höhe von 200€ wurde von Jasmin Taylor, Geschäftsführerin von JT Touristik gestiftet.

Die Mädchen des Centre Talma brachten bei Ihrer Vorführung des One Billion Rising Tanzes fast alle unserer gut 150 Gäste auf die (Tanz-) Beine. Mit dem Tanz werden Menschen weltweit dazu aufgerufen am 14. Februar tanzend gegen Gewalt gegen Frauen zu protestieren.

Bei einem leckeren Buffet hatte alle Gäste Zeit, andere Vertreter*innen von Mädchen- und Frauenprojekten kennenzulernen und sich auszutauschen. Wir möchten noch einmal ausdrücklich allen Projekten, Initiativen und Engagierten danken, die sich tagtäglich, oftmals ehrenamtlich oder für einen geringen Lohn, so tatkräftig und liebevoll für die Mädchen und jungen Frauen Berlins einsetzen!


Presseberichte über die Preisverleihung:

http://www.tagesspiegel.de/berlin/hatun-sueruecue-preis-2016-500-euro-gingen-an-verein-mama-afrika/12928440.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/meral-al-mer-jurorin-beim-hatun-sueruecue-preis-es-gibt-ein-leben-nach-der-familie/12930082.html

http://www.tagesspiegel.de/berlin/frauenverachtende-kommentare-moerder-von-hatun-sueruecue-wird-auf-facebook-ausfallend/12935972.html

http://www.taz.de/!5271803/

www.berliner-zeitung.de/berlin/gedenkfeier-in-berlin-erinnern-an-hatun-sueruecue,10809148,33723684.html

https://facettenneukoelln.wordpress.com/2016/02/08/hatun_sueruecue_preis-berlin/

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