Karneval der Kulturen bekommt kein zusätzliches Geld

Für den Karneval der Kulturen wird es vorerst kein zusätzliches Geld vom Senat geben. Die Grünen hatten im Abgeordnetenhaus beantragt, aus Mitteln der Tourismus- oder Wirtschaftsförderung einen Fonds einzurichten (Antrag: Fonds für den Karneval der Kulturen). Dort sollten Gruppen, die sich beim Karneval am großen Umzug beteiligen, Förderanträge stellen können. Der Umzug durch Kreuzberg ist der alljährliche Höhepunkt des multikulturellen Festwochenendes. Doch der Antrag wurde mit den Stimmen von SPD und CDU abgelehnt. Zuvor war er schon im Kulturausschuss des Landesparlaments durchgefallen.

Berlin profitiere sehr stark von dem europaweit bekannten Fest, argumentierten die Grünen. Sie stützten sich auch auf eine Untersuchung, die Volkswirte der Investitionsbank Berlin bereits im vergangenen Jahr erstellt hatten. Darin heißt es: "Neben der Hotel- und Gaststättenbranche profitieren vom Karneval der Kulturen vor allem der Einzelhandel, öffentliche und private Kultureinrichtungen, Eventdienstleistungen wie Sicherheits- und Ordnungsdienste, Sekretariats-, Schreib- und Übersetzungsdienste, Ausstellungs- und Messeeinrichter, Kraftfahrzeug-Verleihfirmen, Parkhäuser, Tankstellen, Telekommunikation und fotografisches Gewerbe sowie Kredit- und Versicherungsgewerbe." Für die Jahre 2001 bis 2011 würden in der Expertise die öffentlichen Einnahmen mit 4,2 Millionen Euro beziffert, so die Grünen. Das überzeugte die Regierungskoalition indes nicht.

Philippa Ebéné, Geschäftsführerin und künstlerische Leiterin der Werkstatt der Kulturen, zeigte sich enttäuscht über die Entscheidung: "Wir bemühen uns seit Langem um einen solchen Fonds. Das ist sehr schade. Aber wir bleiben dran und versuchen weiter, das Thema im Gespräch zu halten." Ebéné betonte, es gehe nicht um die Organisation des Karnevals, sondern um die Gruppen, die am Umzug teilnehmen möchten.

Seit Jahren müssten sie sehen, wo sie das Geld für Kostüme und Wagen herbekommen. "Das ist auch eine Frage der Fairness, viele Gruppen sehen sich inzwischen außerstande, mitzumachen." In den vergangenen drei Jahren habe die Zahl der Teilnehmer daher kontinuierlich abgenommen, so die Veranstalter des Karnevals. 2011 waren noch 95 Gruppen dabei, in diesem Jahr nur knapp 80.

Der Fonds war für die Förderung von Sach- und Materialkosten gedacht. Die Gruppen würden ihr Engagement bereits durch "zigtausend Stunden ehrenamtlicher Arbeit" unter Beweis stellen, so die Grünen. Die Koalition sei "noch lange nicht so weltoffen, wie sie gerne tut", kritisierte Susanna Kahlefeld, Sprecherin für Partizipation und Gleichbehandlung.

Der Karneval der Kulturen werde seit 2010 mit 270.000 Euro pro Jahr vom Land Berlin gefördert, sagte dagegen der SPD-Abgeordnete Frank Jahnke, Vorsitzender des Kulturausschusses und zugleich Wirtschaftsexperte seiner Fraktion. Das entspreche etwa einem Drittel der Kosten, der Rest werde durch Sponsoren und Standmieten abgedeckt. Damit sei das Wichtigste "auskömmlich finanziert" und seien die Rahmenbedingungen des Events gesichert. Zudem würden die besten Gruppen des Umzugs prämiert. Jahnke sagte, es sei unbestritten, dass der Karneval der Stadt positive wirtschaftliche Effekte bringe. Allerdings müsse nicht jede Initiative mit staatlichen Mitteln subventioniert werden.

Artikel von Andreas Abel, 12.11.2013, erschienen in Berliner Morgenpost

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