Veranstaltungsbericht: Verleihung des Hatun-Sürücü-Preises 2014

Am 13. Februar 2014 verliehen die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen im Abgeordnetenhaus von Berlin und der Berliner Landesverband der Grünen zum zweiten Mal den Hatun-Sürücü-Preis. Über hundert Menschen nahmen an der festlichen Preisverleihung mit anschließendem Empfang im Festsaal des Abgeordnetenhauses teil und gedachten dieser mutigen jungen Frau.

Hatun Sürücü wurde vor neun Jahren Opfer eines sogenannten Ehrenmordes, weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Doch Hatun ist für uns nicht nur das Opfer einer Gewalttat: Sie war eine starke Frau, die sich aus einer Zwangsehe befreite, als Alleinerziehende die Verantwortung für ihren Sohn übernahm und selbstbewusst einen „Männerberuf“ ergriff. Das Vorbild ihres Mutes wollen wir mit der Verleihung des Hatun-Sürücü-Preises ehren.

Den dritten Preis vergab die Jury an den Treff- und Informationsort (TIO) e.V.. TIO leistet Beratungs- und Bildungsarbeit für und von Migrantinnen, um die gleichberechtigte Teilhabe von Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund in den Bereichen Arbeit, Familie und Politik zu fördern. Dabei stehen individuelle Handlungsfähigkeit und Empowerment im Mittelpunkt. Das Preisgeld in Höhe von 150 € wurde von Prof. Monika Huesmann von der Hochschule für Wirtschaft und Recht gestiftet. Sie sich freute sich besonders, dass der Preis an ein Bildungsprojekt ging.

Der mit 300 € dotierte zweite Preis ging an das Projekt HEROES. Das Präventionsprojekt arbeitet mit Jugendlichen, um Ehrverbrechen und Geschlechterungerechtigkeit zu bekämpfen. Das Projekt richtet sich primär an Jungen. Es möchte sie dazu zu gewinnen, ihre Privilegien in einer streng patriarchalen Gesellschaft zu nutzen um sich für mehr Selbstbestimmung für ihre Schwestern, ihre zukünftigen Partner_innen und Töchter und für sich selbst einzusetzen. Der Stifter des Preises Turgut Altug, Mitglied des Abgeordnetenhauses und Sprecher für Natur- und Verbraucherschutz, überreichte den Preis.

Der erste Preis wurde der Krisenwohnung des Mädchennotdienstes verliehen. Das Projekt bietet ein niedrigschwelliges Angebot für Mädchen und junge Frauen in Krisensituationen. Besonders ist der interkulturelle Ansatz, denn im Mädchennotdienst treffen Mädchen mit Migrationshintergrund auf Mädchen als Angehörige der deutschen Mehrheitsgesellschaft unter ähnlichen Umständen. Jurymitglied Karoline Killat, Mitglied im Vorstand des Grünen Landesverbands und frauen- und geschlechterpolitische Sprecherin, hielt die Laudatio und überreichte den Preis stellvertretend für Renate Künast, Mitglied des Bundestages, die leider nicht anwesend sein konnte. Sie gratulierte der Krisenwohnung in einer Videobotschaft.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei den Stifter_innen der Preisgelder, die diesen Preis ermöglicht haben. Unser besonderer Dank gilt auch allen Berliner Projekten, die sich für weibliche Selbstbestimmung einsetzen.

Auch nächstes Jahr möchten wir mit dem Hatun-Sürücü-Preis wieder ihr Engagement ehren, denn ihre Arbeit ist für Mädchen und junge Frauen in unserer Stadt unersetzlich.

 

Bericht von Julia Maria Sonnenburg

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