Ein neuer Lehrstuhl für islamische Religionslehrer – das Ende aller Sorgen?

Am 22. Mai hat die Koalition aus CDU und SPD im Wissenschaftsausschuss beschlossen die Senatsverwaltung prüfen zu lassen, ob und wie ein Lehrstuhl für islamische Theologie an einer Berliner Hochschule geschaffen werden kann.

Wir bedauern, dass wieder nur geprüft werden soll, statt die Schaffung dieses Lehrstuhls endlich anzugehen. Berlin hinkt hier leider wieder dem Rest der Bundesrepublik hinterher und das hat auch finanziell negative Folgen. Denn das BMBF fördert die Ausbildung islamischer Theologen an vier Standorten mit fast 20 Millionen Euro – nachdem schon 2010 der Wissenschaftsrat Empfehlungen dafür herausgegeben hat. Berlin ist damals leer ausgegangen, da der Senat keine Einigung zwischen den verschiedenen islamischen Gemeinden und den Hochschulen herbeiführen konnte.

Warum aber brauchen wir eigentlich in Berlin einen Lehrstuhl oder ein Fachgebiet für islamische Theologie? Reichen nicht die vier anderen Zentren in Tübingen, Gießen, Erlangen und Münster/ Osnabrück? Wir denken nicht – denn Berlin hat eine Vielzahl von islamischen Gemeinden und Gläubigen, die eine enge Anbindung und Mitsprache bei der Ausbildung ihrer Imame sowie LehrerInnen für den freiwilligen Religionsunterricht an Schulen haben möchten. Da unterscheiden sie sich nicht von den christlichen Gemeinden und Gläubigen. Allerdings haben wir in unserer Stadt bislang kein Angebot, wie und wo diese LehrerInnen für islamische Religion und auch Imame staatlich anerkannt ausgebildet werden. Und dabei geht es nicht nur um den religiösen Inhalt des Curriculums oder darum, dass die Ausbildung in deutscher Sprache stattfindet. Vor allem geht es auch um die vielfältigen weiteren Fähigkeiten, die eine gute Religionslehrerin oder ein guter Imam mitbringen muss. Z.B. die Fähigkeit sich kritisch und reflektiert mit Religion und dem eigenem Glauben auseinander-setzen, oder die Auseinandersetzung und der Austausch mit fachfremden Wissenschaften führen zu können. Es braucht die pädagogischen Fähigkeiten um Glaubenswerte und Inhalte zu vermitteln, oder auch die psychologischen und organisatorischen Fähigkeiten mit Betreuung einer islamischen Gemeinde in Deutschland kompetent umgehen zu können.

Konsequent wäre es, die Ausbildung von islamischen Religionslehrerinnen und Lehrern sowie von Imamen von der vollen Bandbreite der Berliner Hochschullandschaft profitieren zu lassen. Dabei ist es nebensächlich, ob das Fachgebiet oder der Studiengang an einer Universität oder einer der Berliner Fachhochschulen angesiedelt wird. Es ist dabei nicht einfach, allen Vorstellungen und Bedürfnissen aus den verschiedenen Gemeinden gerecht zu werden. Es muss das Kunststück gelingen, auch kleinen islamischen Gruppen den Zugang zur Ausbildung ihrer Imame zu ermöglichen.

Daher ist es lange überfällig, dass der Senat nicht weiterhin auflistet, welche Bedenken es gibt, sondern gemeinsam mit den Hochschulen und den islamischen Glaubensgruppen eine sinnvolle Lösung sucht. Das unterstützen wir, weil der Islam als Teil unserer Stadt akzeptiert und behandelt werden muss.

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