Grüne Fraktion verleiht zum sechsten Mal den Hatun-Sürücü-Preis

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus hat am Freitagabend, 2. Feburar 2018, zum sechsten mal drei Berliner Projekte und Initiativen mit dem Hatun-Sürücü-Preis ausgezeichnet.

Hatun Sürücü - eine mutige Frau

Hatun Sürücü wurde Opfer eines sogenannten Ehrenmordes, weil sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. Sie war eine starke Frau, die sich aus einer Zwangsehe befreite, als Alleinerziehende die Verantwortung für ihren Sohn übernahm und selbstbewusst einen "Männerberuf" ergriff. Um ihr zu gedenken und das Vorbild ihres Mutes zu ehren, rief die Grüne Fraktion vor sechs Jahren den Preis ins Leben, mit dem Personen und Projekte ausgezeichnet werden, die sich für die Selbstbestimmung junger Frauen und Mädchen einsetzen. Die Initiatorinnen des Preises, die Abgeordneten Anja Kofbinger und Susanna Kahlefeld, ehrten die Preisträger*innen bei der festlichen Preisverleihung mit anschließendem Empfang im Festsaal des Abgeordnetenhauses, an der über hundert Menschen teilnahmen.

Erster Preis geht in diesem Jahr an die Mädchen-WG DonyA

Mit dem ersten Preis zeichnete die Jury in diesem Jahr die transkulturelle Wohngruppe DonyA des Vereins Wildwasser aus. In der 2008 gegründeten transkulturellen Wohngruppe leben neun Mädchen zwischen 12 und 18 Jahren. Die Jugendlichen haben in ihren Familien Gewalt oder Vernachlässigung erfahren oder stecken in Konfliktsituationen, die sie alleine nicht lösen können. Auch allein geflüchtete Minderjährige wohnen in der Wohngemeinschaft. Zusammen mit den Mitarbeiterinnen, die aufgrund ihrer eigenen Migrationsbiografie einen tieferen Einblick in die Lebensrealitäten der Mädchen haben, erarbeiten sie sich einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben in der Gesellschaft. Die Stifterin des Preisegeldes in Höhe von 500 €, Dr. Anne Schurbohm, überreichte die Auszeichnung.

Ebenfalls ausgezeichnet: Von Meisterhand e.V. und Schilleria Girlsclub

Der mit 300 € dotierte zweite Preis ging an Von Meisterhand e.V. Der Verein für Integration, Bildung und Kunsthandwerk arbeitet seit 2012 mit dem Ziel, arbeitslosen muslimischen Migrantinnen nachhaltige Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Durch die Förderung ihrer Talente und Fähigkeiten in hochkomplexen Häkeln- und Knüpftechniken erfahren sie Anerkennung und Bewunderung und erleben, dass daraus auch eine wirtschaftliche Unabhängigkeit entstehen kann. Friesa Fasti, Leiterin des Mädchen-Wohnprojekts Potse, überreichte den von ihr gestifteten Preis an die bemerkenswerte Initiative.

Den dritten Preis vergab die Jury an den Schilleria Girlsclub. Das Projekt bietet Mädchen und jungen Frauen im Alter von 7 bis 19 Jahren unter dem Motto " Alle sind anders - alle sind gleich" Freizeitangebote im Neuköllner Schillerkiez. Ende letzten Jahres zeigte sich in besonderem Maße, wie sehr die Mädchen und jungen Frauen des Kiezes sich mit der Schilleria verbunden fühlen. Nach der drohenden Schließung des Clubs aufgrund von extremen Mieterhöhungen brachten sie ihre Empörung im Kampf gegen Gentrifizierung lautstark durch kreative Öffentlichkeitsarbeit zum Ausdruck. Jaqueline Köhler überreichte den Preis in Höhe von 200€ stellvertretend für die Aktivistin Barbara Bienek, die das Preisgeld gestiftet hatte.

Dieses Jahr in der Jury: Dotschy Reinhardt, Ilknur Gümüs und Journalistin Margarete Stokowski

Neben Anja Kofbinger und Susanna Kahlefeld waren in diesem Jahr die Jazzmusikerin Dotschy Reinhardt, Ilknur Gümüs, Gründungsmitlied des Interkulturellen Beratungs- und Begegnungs-Centrums e.V. (IBBC e.V.) sowie die Journalistin Margarete Stokowski vertreten.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, besonders bei den Mitgliedern der Jury und bei den Stifter*innen der Preisgelder, die die Verleihung des Hatun-Sürücü-Preises dieses Jahr wieder ermöglicht haben. Unser größter Dank gilt jedoch jenen Projekten, die sich Tag für Tag tatkräftig und mit viel Herz für weibliche Selbstbestimmung einsetzen. Ihr Engagement ist für Mädchen und junge Frauen in Berlin unersetzlich.

 Pressebericht im Tagesspiegel, 02.02.2018

Pressebericht bei Aviva 5.2.2018

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