Veranstaltungsbericht: Fachgespräch „Die Situation der Roma-Kulturschaffenden in Berlin“

Das Fachgespräch fand im Rahmen der Reihe "multiKULTUR -mitgebracht und neu gemacht" statt.

Am 11. März lud ich im Abgeordnetenhaus zum Fachgespräch mit dem Thema „Die Situation der Roma-Kulturschaffenden in Berlin“ ein. Die Fragestellung nach einer Definition von Roma-Kultur wurde von allen Podiumsgästen hervorgehoben. Man war sich einig darüber, dass während die Gesellschaft und die Medien Roma meist als eine homogene Minderheit definiert, diese Gruppe in der Realität sehr heterogen aufgestellt ist, und es daher auch keine einheitliche Kultur gäbe.

Vasile Marian Luca erinnerte daran, dass die Roma durch ihre von Ausgrenzung und Vertreibung geprägte Geschichte, kaum Möglichkeiten hatten ihre Kultur selbst zu definieren, dies wurde vorwiegend von Außenstehenden gemacht. Dies sei ein Problem, welches in Zukunft dadurch beseitigt werden sollte, die Minderheit in den Prozess der Definition und Kulturschaffung als Protagonisten anzuerkennen.

Moritz Pankok, Leiter der Galerie Kai Dikhas, stellte die Arbeit der auf Roma-Kultur spezialisierten Galerie vor. Auch sie verzichten bewusst auf eine Definition von „Roma-Kultur“ und zeigen durch ihren Fokus auf zeitgenössischer Kunst Kunstobjekte von Roma-Künstlern in allen Facetten ihrer Heterogenität. Durch die Galerie und die dazugehörige professionelle Homepage erhalten die Künstler eine Plattform um gemeinsam ihre Werke auszustellen und zu vermarkten.

Georgi Ivanov von der Organisation Amaro Foro e.V. berichtete von der Arbeit des Vereins auf Bezirksebene. Der Verein organisiert zahlreiche Veranstaltungen mit Roma, und versucht beim Herzeledi-Fest, welches von allen Roma-Communities gefeiert wird, alle Roma und ihre Nachbarn anzusprechen. Die Unterstützung ihrer Arbeit im Bezirk sei jedoch teilweise enttäuschend. So werde die Durchführung der Feste teilweise gehemmt, die Sozialarbeits-Angebote für Schulen die der Verein anbietet, kaum wahrgenommen. Dabei sei die Identitätsfindungs-Förderung der Roma besonders wichtig, diese sollte durch die Sensibilisierung der Mehrheitsgesellschaft für die Geschichte der Roma unterstützt werden.

Roman Herzberg, Musiker und Roma spricht über die Schwierigkeiten, Finanzierungsquellen für Roma-Kultur Veranstaltungen zu finden. Ein von ihm organisiertes Roma-Fest, welches die zahlreiche Facetten der Musik der Roma zeigt, wurde trotz zahlreicher jährlicher Anträge nur ein Mal finanziert. Auch er hebt die Wichtigkeit hervor, die Roma in ihrer Heterogenität anzuerkennen und anzusprechen, allein in Polen gäbe es 13 verschiedene Roma-Gruppen, von denen eine Community nicht zwangsläufig von einer anderen vertreten werden könne.

In der Diskussion wurde u.a. hinterfragt welches Bild die Medien von Roma und ihrer Kultur vermitteln. Die Podiumsgäste waren sich einig, dass die Medien kaum Interesse an der Kunst und der Kultur der Roma zeigen, und sich Anfragen meist auf Themen wie „Armutszuwanderung“ und „Traditionelle Roma-Kultur“ beschränken, wodurch die vorherrschenden Vorurteile über Roma eher noch verstärkt werden.

Das Fachgespräch fand im Rahmen der Reihe "multiKULTUR -mitgebracht und neu gemacht" statt.

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